Mein Ich

In meinen Personaldokumenten steht der Name Bernadette Jansing. Von Anfang an wollte ich diesen Namen meines Alltags für meine Dichtungen nicht verwenden, jedoch war ich unter diesem Namen eine Zeit lang als Lektorin tätig. In jedem Fall wollte ich eine klare Grenze ziehen zwischen dieser spannenden und ausfüllenden Betreuung angehender Autorinnen und Autoren und meinem eigenen schriftstellerischen Wirken.

So stimmte ich mich auf die Suche nach inspirierenden Namenspatronen ein und auf diese Weise fand ich eines Tages in einem Augenblick der Sammlung den Künstlernamen Nicole Paulus. Leider konnte ich diesen Namen nicht behalten, denn es stellte sich heraus, dass es bereits eine Schriftstellerin dieses Namens gibt.

Danach bat ich meine Familie um Rat, und so kam der wahre Name zu mir, der von nun an mein künstlerisches Schaffen prägen sollte: Miriam Pavlos. Im Vertrauen auf diese Patrone hoffe ich auf die inspirierende Kraft der biblischen Miriam, die Gott Loblieder sang, nachdem er das Volk Israel trockenen Fußes durch das Rote Meer geführt und gerettet hatte, und des großen Apostels (Pavlos ist die griechische Lesart von Paulus), der mich mit der Überzeugungskraft seines Wortes und der Radikalität seines Lebens von Anfang an beeindruckt hat.

Die Grenzen fallen

Eines Tages ergab es sich, dass durch den lebendigen Austausch zwischen den Autorinnnen und Autoren auf der einen Seite und der Lektorin auf der anderen eine klare Abgrenzung nicht mehr möglich war. Durch gemeinsame Lesungen und sonstige Events ist eine SymbioseSymbiose entstanden, die sich für alle Seiten als fruchtbar erwiesen hat.

Das nächste Bollwerk fiel, als ich begriff, dass auch Bernadette Jansing und Miriam Pavlos nicht wirklich voneinander zu trennen sind. Kunst und Alltag greifen auf eigendynamische Art und Weise ineinander und beide Namen erreichen heute ihre je eigenen Wirkungskreise. Schließlich wurde bei Gesprächen mit meinem BetreuerBetreuer und meinem LektorLektor beim Verlag Friedrich Pustet dieses Thema aufgegriffen und ich dachte von Neuem darüber nach, mit welchem Namen ich nun meinen Lesern begegnen wollte. Und wieder folgte ich einem Rat der Familie und einem prägenden Wort meines Mannes, der zu mir sagte: "Sei du du selbst!"

Aus diesem Grund sind heute Werke von Miriam Pavlos und Bernadette Jansing auf dem Markt oder im Internet zu finden. Und darüber hinaus werden die Leserinnen und Leser vielleicht weitere sehr unterschiedliche Ich-Erzähler kennen lernen, in deren Geschichten sich meine erlebte Wahrheit und dichterische Freiheit miteinander verweben.

So erzähle ich als Bernadette zum Beispiel von den Abenteuern auf meinen Seereisen und greife in den Kommunionmeditationen für alle Sonntage auf die Erfahrung meines Theologiestudiums und der Erstkommunion- und Firmkatechese zurück, während ich als Miriam die Erlebnisse wiedergebe, die mein dichterisches Leben prägenprägen.

Alle weiteren Ich-Erzähler sind Romanfiguren, wie zum Beispiel Christina Regenbrecht, in deren Lebensgeschichte der visionäre Teil meiner Persönlichkeit erscheint, oder Babette Servatius, die die fröhliche und familienbegeisterte Seite meines Lebens verkörpert. Weitere Ich-Erzähler und Dritte Personen stehen bereit. Doch in meinem Herzen bleibt Miriam Pavlos der vertraute Name der Dichterin und Schriftstellerin, die es zuerst unternommen hat, sich als Autorin in das grelle und manchmal unbarmherzige Licht der Öffentlichkeit zu wagen.

Stand: Samstag, 20. Mai 2017